Die Auer-Werke produzierten zu Beginn Leuchtstoffröhren und Volksmasken, später technische Ausrüstungen für Bunker und Luftschutzkeller.
Entlang der André-Pican-Straße, wo sich südlich des Erlebnisbads „TURM“ ein Sportplatz befindet, sah es vor rund 100 Jahren noch ganz anders aus. Denn 1903 begann hier die Deutsche Gasglühlicht-Auer-GmbH mit dem Bau neuer Industrieanlagen.
Die Produktion war vor allem auf Leuchtstoffröhren und Volksgasmasken fokussiert. Doch als 1933 die jüdischen Gesellschafter aus dem Unternehmen verdrängt wurden, traten wegen der neuen Kriegswirtschaft technische Ausrüstung für Bunker und Luftschutzkeller in den Vordergrund. Die Auerwerke waren nun eine Aktiengesellschaft und Teil der Degussa, einem in der Spezialchemiebranche tätigen Konzern. Seit April 1938 galt das Unternehmen dann als „judenfrei“.
Als ein Jahr später der zweite Weltkrieg ausbrach, trat die Uranforschung für einen geheimen Bombenplan in den Fokus des Militärs und der Wissenschaftler. Auch in Oranienburg forschte man an der Urankernspaltung und die Auerwerke dienten als Zentrum der deutschen Uranaufbereitung.
Da Arbeiter zunehmend an die Front geschickt wurden, setzte man nach und nach immer mehr Häftlinge und Zwangsarbeiter ein, um die Rüstungsproduktion nicht zu gefährden. Überall entstanden KZ-Außenlager, in denen Häftlinge für die SS Zwangsarbeit leisten mussten. 1943 wurde auch in Oranienburg ein solches Außenlager errichtet, in der Nähe der Produktionshallen am Lehnitzsee.
Am 15. März 1945 startete die US-Airforce einen der schwersten Luftangriffe auf Oranienburg. In einer knappen Stunde regneten mehr als 4000 Bomben, abgeworfen von 612 Flugzeugen, auf die Stadt nieder. Der Angriff galt vor allem den Uranaufbereitungsanlagen und zerstörte fast alle Werkhallen und Häftlingsunterkünfte. Mehr als 300 Zwangsarbeiter und Häftlinge, die sich in den Hallen aufhielten, starben an diesem Tag.
Diejenigen, die den Angriff überlebten, wurden zurück in das Hauptlager Sachsenhausen gebracht, denn das Bombardement führte zur Auflösung des Außenlagers. Die Häftlinge mussten am 21. April 1945 zum Todesmarsch aufbrechen.
Bis heute gilt Oranienburg bundesweit als einer der am meisten radioaktiv belasteten Orte, da durch die Zerstörung radioaktives Material freigesetzt wurde.